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Mater Dei

Aktualisiert: 12. Dez. 2019


ist ein internationales Kunst Projekt, das diesmal in Düsseldorf stattfinden wird.

Meine speziell dafür kreierte Assemblage-Skulptur "Mater Dei" wird im vollendeten Zustand, bei dieser Ausstellung mit dem Thema "RITUAL" das Licht der Düsseldorfer Welt erblicken.

Die Eröffnung dieser Ausstellung ist am Freitag, den 29.3. von 17:00 - 20:00 Uhr mit offizieller Begrüßung, Einführung, und Vorstellung der anwesenden Künstlerinnen, und genug Zeit, um Werke aus verschiedenen Ecken der Welt auf zwei Etagen zu bewundern! Ab ca. 20:00 geht der Abend nahtlos in die Lese- und Konzertreihe Off Church über - ein Grund zu bleiben, Literatur und Musik zu lauschen, und entspannt durch die Ausstellung zu wandern!

Die Finnisage von Biowoman#12

findet am Samstag den 6.04 statt und ist zugleich Teil des Events "Nacht der Museen in Düsseldorf".

Künstlerinnen aus den Bereichen Performance, Musik, Schauspiel und Literatur kreieren ein Programm voller besonderer Momente, von atemberaubend und treibend bis gefühlvoll und nachdenklich.

-Anja PsH (Butoh Performance)

-Ich, die Eine und die Andere (Theaterkollektiv von Tatiana Feldman, Noelle Fleckenstein, Franziska Schmid)

-0 Nadine Beneke (Soul aus Düsseldorf)

- Julia Reznik & Katja Panyutina ("Teepause" - Lesung und Gesang)

- In die Nacht mit DJane MarXa (Sissy Pop)

Start: 19Uhr bis spaet in die Nacht...

(Foto: Mater Dei in der Bearbeitung, Y.Endrijautzki 2018)

Also, schaut doch zur Eröffnung oder auch zur Nacht der Museen mal rein! Wo?

In der, bekannt als kulturelle Begegnungsstätte, Christuskirche in Oberbilk, Kruppstraße 11, 40227 Düsseldorf

MATER DEI

Geburt als Ritual

Für viele von uns ist das Ritual oft mit Negativem behaftet. Oftmals assoziiert mit dubiosen Anbetungskulten, profanen und blutigen Zeremonien, wird der positive Aspekt überschattet und vergessen. Rituale dienten einem tieferen Verständnis und führten zu einer tieferen Verbindung zum Universum.

Sakramente organisierter Religionen, Versöhnungs- und Reinigungsriten, Treue-Eide, Einweihungen, Hochzeiten, Begräbnisse, Geburtstage und Alltägliches wie das Händeschütteln und "Hallo" -sagen können als Rituale bezeichnet werden.

Das ursprüngliche Konzept des Ritus bezieht sich auf das Sanskrit-Wort ṛtá ("sichtbare Ordnung"): "die rechtmäßige und regelmäßige Ordnung der normalen und daher richtigen, natürlichen und wahren Struktur kosmischer, weltlicher, menschlicher und ritueller Ereignisse"

Ritual ist ein Teil des kosmischen Puzzles, das uns von reiner Effizienz zu einem höheren Zweck führen kann. Es ist das Gegenteil von Routine, auch wenn ein Ritual routinemäßig ausgeführt werden kann. Der Unterschied ist die Intention. Die äussere Form des Rituals wird bestimmt durch die Ausführung spezieller Gesten, Bewegungen, Gesänge, Gebete oder die Anwendung bestimmter Gegenstände und Symbole an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit.

Routinen ermöglichen es uns, systematisch ohne viel Ehrfurcht zu funktionieren. Rituale verpflichten einen heiligen Raum zu schaffen, sich mit einer höheren Absicht zu verbinden, präsent zu sein, um bestimmte Bereiche des Lebens von einer erfüllteren Position aus zu begreifen.

Rituale erheben uns über die irdische Einförmigkeit, die wir alle erleben, und ermöglichen einen neuen Blick auf die Welt. Sie geben uns die Fähigkeit, mit Absicht zu sehen, zu fühlen, zu denken und zu sein. Sie erlauben es, im Hier und Jetzt anzukommen.

Das Motiv der Geburt ist das zentrale Thema meiner Arbeit.

Viele religiöse und kulturelle Zeremonien würdigen Frauen während ihrer Schwangerschaft. Wenn wir durch die Geschichte gehen, können wir deutlich sehen, wie sich die Geburtspraktiken der Vergangenheit dramatisch verändert haben. Obwohl Medizin, Technologie und das moderne Leben in der Mehrheit der westlichen Welt eine entscheidende Rolle spielen, gibt es immer noch alte Glaubenssätze, Rituale und Überlieferungen. Schwangerschaft und Geburt werden in ihnen dargestellt als ein magischer Prozess. Das moderne Leben hat ihn mechanisiert, steril und bedeutungslos gemacht. Bevor ein Neugeborenes die Wärme seiner Mutter wahrnehmen kann, es ihren Geruch, ihren Herzschlag spürt und ihre Stimme hört, wird das Kind oft einer klinischen Prozedur (Routine) unterzogen. Der Mutter entrissen und durch das grelle Krankenhauslicht in die Kälte der aseptischen Gerätschaften gezwängt, um gemessen, skaliert, gewogen und nummeriert zu werden.

Was ist mit dem Geburts-RITUAL passiert? Dem Übergangsritus?

Hindus befolgen ein Ritual namens Simantonnyana im siebten Monat der Schwangerschaft. Gebete werden rezitiert, das Haar der Mutter wird von ihrem Ehemann sanft getrennt, um sie in eine ruhige, entspannte Stimmung zu bringen.

Muslime glauben, dass das Adhan oder der Aufruf zum Gebet die ersten Worte sein sollten, die ein neugeborenes Baby hört. Das Gebet wird normalerweise von seinem Vater in das rechte Ohr des Kindes geflüstert.

In der Shinto-Tradition besuchen Eltern mit Großeltern und Baby ihre örtliche Kultstätte, um es willkommen zu heißen. Die Zeremonie wird Miyamairi genannt und wird als eine Gelegenheit angesehen, das Baby den Gottheiten vorzustellen und im Namen des Kindes um dessen Schutz zu bitten.

Sikhs begrüßen häufig neue Babys mit großer Fanfare in ihren Gemeinden. Eltern besuchen ihren örtlichen Gurdwara oder Tempel mit dem Baby nach der Geburt. Im Tempel öffnet ein Priester den Guru Granth Sahib, das heilige Buch des Sikh-Glaubens. Willkürlich wählt er eine Seite und liest eine Passage vor. Die ersten Buchstaben des Liedes bestimmen den Namen des Babys, welcher dann der Gemeinde bekannt gegeben wird.

Die Menschen in Umtata im südöstlichen Kap von Afrika haben eine Zeremonie namens Sifudu. Nach der Geburt wird ein Stück trockenes Gras, das vom Dach der Hütte genommen wird, in zwei Hälften geteilt, sein Rand ist gestochen scharf, und damit wird die Nabelschnur durchtrennt und eine Pflanzensalbe aufgetragen. Anschliessend wird der Kopf des Neugeborenen in den Rauch der schwelenden Blätter des Sifudubaums gehalten. Der Rauchschock soll dem Kind Ängste nehmen und es bestärken. Anschließend wird eine weiße Substanz INGCEKE gemischt. Der Geruch des gemahlenen Holzes dient zur Abwehr böser Geister.

Polynesier betrachten das Kind als „tapu“, und es wird zuerst vom Vater gereinigt, der es mit einer gebratenen Farnwurzel berührt, die er dann isst. Dieser Vorgang wird dann von der ältesten weiblichen Verwandten wiederholt.

Die Maoris von Neuseeland warten, während ein Priester eine Reihe von Ahnennamen wiederholt, bis das Kind niest. In diesem Moment wird der gesprochene Name vergeben und das Kind mit Wasser geweiht.

Die Mayas glaubten, dass die zeremonielle Waschung das Böse wegspült. Das aztekische Ritual für Neugeborene beginnt mit: "O Kind, nimm das Wasser des Herrn der Welt, das unser Leben ist."

Zum letzten Vollmond vor dem Fälligkeitsdatum einer Schwangeren fuehrten einige moderne Heiden Segnungszeremonien durch. Während des Rituals wurden die Haare der Frau gebürstet und ihre Füße mit Kräutern gewaschen. Jede Frau im Kreis schenkte der Mutter ein Gebet oder eine spirituelle Gabe. Die Zeremonie beinhaltete das Begraben, Essen (was heute einige Mütter auch außerhalb eines religiösen Kontextes tun) oder auch das Herstellen von Schmuck aus der Plazenta.

Die Plazenta ist ein Organ, das sich während der Schwangerschaft im Uterus entwickelt und dem wachsenden Baby essentiellen Sauerstoff und Nährstoffe liefert. Heutzutage wird die Plazenta nach der Geburt einfach nur entsorgt. In verschiedenen religiösen und kulturellen Traditionen wird jedoch bis heute die Rolle des Organs gewürdigt.

Die Würdigung des Namens wurden während günstiger Sternenkonstellationen durchgeführt. Ein Namenskreis stellt die Verbindung zur geistigen spirituellen Welt her. Hierbei wird zum ersten Mal der Name des Neugeborenen ausgesprochen. In Segnungsritualen erfahren wir ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Wir verbinden uns mit Himmel und Erde, dem Universum, werden Eins.

Segnungen sind ein Weg, die Verbindung zum Familienbaum zu stärken. Die Geburt als Passage zwischen den Welten, betrifft mehr als nur das Neugeborene. In diesem Prozess werden alle neu benannt, neu definiert. Sie werden Mutter, Vater, Grossmutter, Grossvater, Schwester und Bruder, und führen dem Kreis der Generationen neue Energie hinzu.

Die Zeremonie, als Einführung in das Universum, ist eine Erinnerung daran, dass Kinder nicht “unsere” sind, dass wir sie nicht besitzen. Sie haben ihr eigenes Schicksal, ihre eigene Bestimmung, ihren eigenen Grund zu sein.

Und ihre eigene Verbindung, sofern sie diese finden, zum Göttlichen.

Y. Endrijautzki @ 2018

Fotos: Details der Assemblage-Skulptur "Mater Dei" in der Bearbeitung.


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